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Zoo ohne Seilbahn – Für eine vernünftige Lösung

Es ist unwahrscheinlich, dass eine Seilbahn vom Bahnhof Stettbach zum Zoo den Autoverkehr im Umfeld des Zoo spürbar verringert. Die Autofahrten sollte nicht nach Stettbach auf die grüne Wiese, sondern in die vorhandenen Parkhäuser der Stadt Zürich geleitet werden. Bisherige Versuche haben vor allem gezeigt, dass die Information der Autofahrenden unzureichend war. Der Zoo sollte sich dem Parkleitsystem der Stadt Zürich anschliessen. Die Anreise von zuhause mit dem ÖV wäre eher mit familienfreundlichen Tarifen zu fördern.

Das Prinzip Hoffnung

Auf den ersten Blick scheint die vom Zoo geplante Seilbahn vom Bahnhof Stettbach zum Zoo eine gute Idee. Verschiedene Parteien hoffen, dass die Seilbahn den Autoverkehr am Zoo reduziert: Die Anwohner rund um den Zoo und am Zürichberg hoffen auf weniger Autoverkehr, speziell an den etwas mehr als 30 Tagen im Jahr, wenn die Parkplätze am Zoo jeweils nicht ausreichen. Sicher aber auch Zoobesucher, die heute und weiterhin mit dem Auto anreisen wollen, denn wenn andere das Auto zuhause lassen, finden sie selbst leichter einen Parkplatz.

Dass diese Hoffnungen erfüllt werden, ist jedoch unwahrscheinlich. Das hat mehrere Gründe: Erstens liegt dieser Hoffnung die Annahme zugrunde, dass die Seilbahn zu einer deutlich spürbaren Umlagerung vom privaten auf den öffentlichen Verkehr führt. Interessanterweise nennt bisher niemand konkrete Zahlen, denn der Umlagerungseffekt ist schwer abzuschätzen. Wahrscheinlich wird es nur wenige Umsteiger geben: Wer heute mit dem Auto anreist, tut das üblicherweise nicht, weil die Verbindungen auf dem letzten Stück der Reise vom Zug zum Zoo unzureichend sind, sondern weil der Weg von zuhause zum Zug zu umständlich ist oder schlicht, weil ein volles Familienauto billiger fährt, als die ganze Familie im Zug. An all dem ändert auch die Seilbahn nichts.

Der Stau begrenzt das Verkehrsaufkommen

Zweitens sorgen gerade die Verkehrsbehinderungen und die Parkplatzknappheit dafür, dass nicht noch mehr Zoobesucher mit dem Auto anreisen. Entspannen sich die Verkehrsverhältnisse, sinkt der Anreiz auf das Auto zu verzichten. Die Folge: Die Autofahrten nehmen zu, bis die Staus und der Suchverkehr wieder das gleiche Niveau erreicht haben. Auch hieran ändert die Seilbahn nichts.

Den Anwohnern am Zürichberg wäre also besser gedient, wenn der Autoverkehr, der so oder so auf die Stadt zurollt, effizient zu Parkplätzen geleitet würde. Eine vernünftige Lösung setzt darauf, die Autofahrenden frühzeitig und deutlich über die aktuelle Verkehrssituation am Zoo zu informieren. Das Mittel der Wahl hierfür wäre das Parkleitsystem der Stadt Zürich.

Das Parkleitsystem kann Autofahrende rechtzeitig informieren

Zürich besitzt ein Parkleitsystem. Dieses müsste nur genutzt werden: Sobald die Parkplätze am Zoo ihre Kapazitätsgrenze zu erreichen drohen, würde Autofahrern durch die Anzeige „0 freie Plätze“ signalisiert, dass sie gar nicht erst in das Gebiet am Zürichberg zu fahren brauchten. Vom Nordring sowie von der A1 aus Richtung Osten beispielsweise könnte der Verkehr direkt von der Autobahn in das Parkhaus Irchel geleitet werden, von wo der Shuttle-Bus den Anschluss in den Zoo sichert. Autos aus dem Süden fänden im neuen Parkhaus am Opernhaus Platz.

Dass das Parkhaus Irchel von Zoobesuchern bisher kaum genutzt wird, liegt an der mangelhaften Ausschilderung. Wenn man die Klappwegweiser am Zürichberg erreicht hat, ist man schon zu nah am Ziel, als dass man nochmal umkehren würde. Alternativparkplätze steuert man nur an, wenn man rechtzeitig Bescheid weiss. Lustige Plakate mit Plüschpandas, -jaguars und -käfern auf Rädern reichen nicht aus, weil ihnen der Bezug zur aktuellen Situation fehlt – wenn sie denn überhaupt verstanden werden. Hingegen könnte die Zoo-Webseite deutlicher mit tagesaktuellen Prognosen über den Überfüllungsgrad der Parkplätze informieren.

Eine Attraktion am falschen Ende

Mit der Zoo-Seilbahn soll der Zoo-Eingang quasi nach Stettbach vorverlegt werden. Um die Verlagerung vom privaten auf den öffentlichen Verkehr zu fördern, setzt diese Idee jedoch wörtlich am falschen Ende an. Der ÖV rund um Zürich ist hervorragend ausgebaut. Zudem wäre eine Kapazitätssteigerung mit der vorhandenen Infrastruktur an Tram- und Busverbindungen möglich.

Die Vorteile des Autos liegen für Familien bei den Kosten. Ein Auto kostet nicht mehr, wenn vier oder fünf Personen mitfahren, das ÖV-Billett hingegen schon. Wer auf dem Land wohnt, hat dort den ÖV oft nur im Stundentakt zur Verfügung. An all dem ändert die Seilbahn nichts, auch wenn der Zoo damit eine neue Attraktion schafft.

Familieneintritt auch für die ÖV-Anreise

Nun steht es natürlich nicht in der Macht des Zoo, die Verkehrsanbindung für einzelne zu verbessern. Attraktive Familien-ÖV-Tarife könnten hingegen helfen, den Kostenvorteil des privaten Autos zu reduzieren. So könnte das SBB RailAway-Angebot ganzjährig angeboten werden – nicht nur im Winter (um zusätzliche Besucher anzulocken, die auch gut einen Parkplatz fänden).

Man könnte an Tagen mit einem erwarteten Besucheransturm Familien mit mehr als drei Personen deutlich günstiger reisen lassen – analog dem Zooeintritt, der für Familien mit beliebig vielen eigenen Kindern bereits heute gleich teuer ist. Dieses Schema könnte auf die Anreise und allenfalls ein familienfremdes „Gastkind“ erweitert werden. Für eine der Hauptbesuchergruppen des Zoos würde so der ÖV deutlich attraktiver.

Vernünftige Lösungen statt neue Attraktion

Statt auf eine Seilbahn, die die Natur, Erholungsuchende und Anwohner belästigt, und deren Umlagerungseffekt zum ÖV nur eine vage Hoffnung ist, sollte auf eine vernünftige Lenkung des Autoverkehrs gesetzt werden. Denn wenn es statt zu einer Umlagerung auf den ÖV zu einer Verlagerung des Parkplatzproblems auf die grüne Wiese bei der „Tal“-Station am Bahnhof Stettbach kommt, stört das den Zoo zwar nicht, aber alle, denen nicht nur fremdländische Tiere, sondern auch die heimische Natur am Herzen liegt.

Vernünftige Lösungen für ein ernstzunehmendes Problem sind möglich:

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