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Nein zur Zoo-Seilbahn:
Gewichtige Gründe gegen das Projekt

  1. Firmeninteressen sind nicht Interessen der Allgemeinheit.
  2. Die Schäden sind hoch.
  3. Der Nutzen ist geringer als behauptet.
  4. Dem Steuerzahler droht ein finanzielles Desaster.
  5. Die Zoo-Seilbahn ist kein ÖV-Projekt.
  6. Bessere Lösungen sind möglich.

  1. Firmeninteressen sind nicht Interessen der Allgemeinheit
    1. Die Zoo-Seilbahn ist das privat finanzierte Projekt einer Aktiengesellschaft, die damit ihre eigenen Zwecke verfolgt. Dass die Aktiengesellschaft damit vorrangig im Interesse der Allgemeinheit handelt, ist kaum anzunehmen. Enteignungen von privatem und öffentlichen Grund, die zur Realisierung der Seilbahn nötig würden, sind so nicht zu legitimieren.
    2. Der Zoo darf weiter wachsen, ohne sein Parkplatzproblem gelöst zu haben (Masoalahalle, Löwengehege, Safariprojekte). Jedes andere Grossprojekt muss sein Parkplatzproblem vor weiteren Ausbauetappen gelöst haben...
    3. Ein Verkehrsproblem beim Zoo besteht an ca. 50 Tagen im Jahr. Eine Seilbahn steht 365 Tage im Jahr störend in der Landschaft.
    4. Der Zoo hat und nutzt viele Möglichkeiten, auf die entscheidenden Instanzen Einfluss zu nehmen: Begehungen mit dem Bundesamt sind z.B. selbstverständlich. Im Gegensatz dazu hat über Jahre weder der Zoo noch eine bewilligende Behörde mit den betroffenen Anwohnern Kontakt aufgenommen. Die Zoo-Seilbahn wird auch vom Kanton als nicht notwendig erachtet: Die Erschliessung des Zoos mit einer Seilbahn vom Bahnhof Stettbach her befürworten in erster Linie die Stadt Zürich und der Zoo. Aus verkehrsplanerischer Sicht drängt sie sich auch bei weiter steigenden Besucherzahlen nicht auf. (Regierungsrat des Kantons Zürich, Antwort auf Interpellation am 20.8.2008)

  2. Die Schäden sind hoch
  3. Die Seilbahn wird als relativ umweltverträglich bezeichnet. Verglichen mit einer neuen zusätzlichen Strasse auf der Route der Seilbahn o.ä. ist das korrekt, verglichen mit der verstärkten Nutzung vorhandener Trassen (Tram / Bus) ist es ein unnötiger Eingriff mit schädlichen Nebenwirkungen auf Natur, Landschaftsbild und Anwohner.

    1. 2.1.Schaden für die Natur
      1. Die direkte Linienführung überquert ein Naturschutzgebiet.
      2. Das einzige und wichtige Naherholungsgebiet von Zürich Nord würde deutlich beeinträchtigt.
      3. Das schützenswerte, z.T. fast Urwald-ähnliche Sagentobel würde durch Rodungen, Masten und Gondelbetrieb massiv belastet und seinen Zauber verlieren.
      4. Fast 50 Meter hohe Masten zerstören das Landschaftsbild.
      5. Die Pflege und der Schutz der Tierwelt und der Landschaft vor der Haustüre müssen für ein Unternehmen, dessen Motto Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen lautet, zentral sein.
    2. Schaden für Quartier- und Ortsbilder
      Die Ortsbilder der (zum Teil denkmalgeschützten) Quartiere Klösterli, Stettbach und Hohmoos-Schwamendingen werden durch die Seilbahn übermässig beeinträchtig.
    3. Schaden für Anwohner
      1. Der Zoo Zürich gibt sich vorbildlich bezüglich Umgang mit seinen Tieren und exotischen Landschaften. Mit den betroffenen Anwohnern und der Natur vor der eigenen Haustüre geht er weniger pfleglich um.
      2. Die direkte Linienführung überquert zahlreiche private und bewohnte Grundstücke und würde eine massive Störung der Intimsphäre und eine dauernde und sehr störende Lärmbelästigung bedeuten. Eine alternative Linienführung kommt für den Zoo nicht in Frage, da zu teuer.

  4. Der Nutzen ist geringer als behauptet
  5. Zu erwarten ist, dass durch die Seilbahn Autofahrten von den Parkplätzen des Zoos in den Bereich von Stettbach umgelenkt werden. Es sind also nicht weniger Parkplätze notwendig, sondern es kommt lediglich zu einer Verlagerung von Parkplätzen vom Zürichberg auf grüne Wiesen und in die Wohnquartiere Schwamendingen, Hohmoos und Stettbach.

    1. Es wird postuliert, dass die Seilbahn den Modalsplit (Verhältnis Auto- zu ÖV-Nutzung) verändern würde. Es gibt aber keine Zahlen, wie viele Autofahrten tatsächlich eingespart werden könnten. Die Faktoren Spontaneität und Familienausflug führen dazu, dass die Mehrzahl der Besuchenden mit dem Auto anreist. (Auszug aus dem Protokoll des Stadtrates von Zürich vom 31.8.2011) Familien, das Hauptzielpublikum des Zoos, wählen das Auto statt dem ÖV, weil es bequemer und auf den ersten Blick billiger ist - nicht, weil der Zoo schlecht an den ÖV angebunden ist.
    2. Der ÖV ist in der Schweiz und speziell in der Region Zürich bereits heute so hervorragend ausgebaut, dass eine weitere Attraktivitätssteigerung kaum eine weitere Verlagerung vom Individualverkehr zum ÖV erwarten lässt.
    3. Es gibt also keinen Grund zur Annahme, dass der individuelle Verkehr beim Bau einer Zoo-Seilbahn spürbar abnehmen sollte. Das Parkplatz-Problem beim Zoo löst sich durch die Seilbahn nicht.

  6. Dem Steuerzahler droht ein finanzielles Desaster
    1. Es bestehen erhebliche Zweifel an der Wirtschaftlichkeit dieses Projekts. Gibt es im Hintergrund bereits Ideen für neue Attraktionen, um die Wirtschaftlichkeit der Seilbahn zu erhöhen? Der Zoo kümmert sich in vorbildlicher Weise um sein Kerngeschäft, man kann sich fragen, ob Rummelplatz-Attraktionen wie eine Seilbahn wirklich auch dazu gehören .
    2. Wer übernimmt allfällige Defizite des privaten Betreibers? Der ZVV will die Seilbahn nicht in sein Netz aufnehmen. Am Ende droht das Desaster beim Steuerzahler zu landen.

  7. Die Zoo-Seilbahn ist kein ÖV-Projekt
    1. Der Bahnhof Stettbach ist ein S-Bahn-Bahnhof: Kein einziger Schnellzug hält in Stettbach, umsteigen mit zum Teil langer Wartezeit (z.B. in Winterthur) ist angesagt - oder der direkte Weg über Zürich HB zum Tram.
    2. Der Bahnhof Stettbach wurde zwar so umgebaut, dass eine Seilbahnstation Platz findet, ist aber ansonsten ungeeignet als Umsteigebahnhof für Familien: Es gibt nur einen kleinen und langsamen Lift, die einzige Rolltreppe ist für Kinderwagen ungeeignet. Mit Familien-Staus ist zu rechnen...
    3. Keine Parkplätze einzurichten heisst nicht, den ÖV zu fördern: Von verschiedenen Grossanlässen ist bekannt, dass die Quartiere um den Bahnhof Stettbach zuparkiert werden, wenn die Festbesucher mit dem Zug in die Stadt wollen.
    4. Die Zoo-Seilbahn ist ein Zubringer zum Zoo und an dessen Öffnungszeiten und Besucherströme gebunden. Sie bedient nicht den öffentlichen Verkehr.
    5. Der ZVV lehnt es deshalb konsequenterweise ab, die Seilbahn in sein Netz aufzunehmen.

  8. Bessere Lösungen sind möglich
    1. Ein so einschneidendes Grossprojekt darf mit dem Argument öffentliches Interesse nur in Betracht gezogen werden, wenn keine weniger schädlichen Alternativen dazu bestehen. Der Zoo scheint nicht an der Suche nach einfachen und nachhaltigen Lösungen interessiert zu sein: Er betont immer wieder, die Seilbahn sei die beste oder einzige Lösung. Aber: Gratis-Busse, zusätzliche Trams, attraktive Kombitickets usw. könnten das vermeintlich Parkplatz-Problem mit deutlich weniger Nebenwirkungen lösen.
    2. Die Tramlinien 5 und 6 haben laut Aussagen des Zürcher Regierungsrats noch Ausbaupotential: Die heutige Haupterschliessungsachse mit der Tramlinie 6 vermag die Nachfrage unter Inkaufnahme von Stehplätzen auch an Spitzentagen abzudecken. Sollten Kapazitätsengpässe auftreten, könnten die Taktintervalle auf der Linie 6 bedarfsgerecht verdichtet werden. (Regierungsrat des Kantons Zürich, Antwort auf Interpellation am 20.8.2008)

Fazit:

Darum: Nein zur Zoo-Seilbahn!

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